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Fall 143

Monolith

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Der junge Mönch Djishin trat zu Meister Kaimu und sagte, “Erzählt mir vom Tempel des weißen Eisenhimmels, wo ihr ausgebildet wurdet.”

Kaimu sprach, “Es ist ein seltsamer und gefährlicher Ort. Wissen hängt dick wie Nebel in der Luft, doch wenn Du nur eine Stunde dort bleibst, wirst Du weniger wissen als zuvor.”

Djishin dachte, Ich muss sehen, wie so etwas sein kann. So ging er los.

Seiner Karte zufolge lag der Tempel zwischen zwei dicht bewaldeten Hügeln unterhalb der Berge; ein Schild am Rande der Hauptśtraße wies einen ungepflegten Pfad dorthn aus. Djishin folgte dem Pfad durch ein großes /UND/-Tor* und sah, dass der Hügel dahinter tatsächlich in Nebel gehüllt war, der in dichten Schwaden aus einem Zypressenwald weiter oben herunter rollte. Der Nebel wand sich um den Fuß eines hellen Turms in der Mitte des Tempelgeländes. Der Pfad—hier von feuchten Steinen gesäumt—führte Djishin zu dessen Eingang.

“Was ist dieser Ort, Freund?” fragte er einen weiß gekleideten Mönch, der auf den Stufen saß.

Der Mönch schaute von der Lektüre seines Haskell-Codes auf. “Fremde nennen ihn den Turm des Elefantenstoßzahns, auch wenn wir einen anderen Namen dafür haben. Doch saget mir: Seid Ihr ein Software-Entwickler?”

“In meinem Herzen und Tun.” antwortete Djishin.

“Wenn Ihr auch im Denken einer sein wollt, so folget dem Pfad zum Zypressenhain, und redet mit den Nonnen, die dort meditieren,” sprach der weiß gekleidete Mönch. “Ihr seid noch nicht bereit für den Turm.”

- - -

Im Zypressenhain verdichtete sich der Nebel zu einer warmen, bitter schmeckenden Suppe; von irgendwo weiter oben hörte man Wasser gluckern. Die Bäume teilten sich, und Djishin fand sich auf einer Lichtung, wo vier Nonnen in weißen Roben meditierend um einen Monolith von schwarzem Basalt saßen, auf dem fremdartige Zeichen eingraviert waren, wie sie der Mönch noch nie zuvor gesehen hatte:

  (>>=) :: m a -> (a -> m b) -> m b
          return :: a -> m a

“Was ist dieser Monolith, verehrte Schwestern?” fragte Djishin.

“Wir nennen ihn die Monade,” sprach die erste Nonne.

“Warum verehrt ihr sie so?” fragte Djishin.

“Durch sie können wir das Unreine berühren, ohne selbst unrein zu werden,” sagte die zweite Nonne. “Wir können einen Vielleicht-Baum mit einer Vielleicht-Axt fällen und immer ein Vielleicht-Geräusch hören, wenn er fällt—selbst dann, wenn das Geräusch Nichts ist, wenn die Axt nicht real oder kein Baum zu fällen ist.”

“Könnt Ihr... diese Erklärung erklären?” fragte Djishin.

“Sie befähigt uns, ohne Fehler zu programmieren,” sagte die dritte Nonne. “Denn wir betrachten eine Funktion nur dann als sicher, wenn ihr Ergebnis nur von ihren Eingaben abhängt. Doch wenn eine Funktion Seiteneffekte blutet, kann aus jedem Tropfen eine Rebe sprießen, und# unser Programm mit seinen Dornen stechen. Die Monade heißt uns, den Fluss mit Bandagen zu stillen. Wir binden die Funktion, fesseln die Welt geben sie hinein, schütteln und holen sie wieder heraus, und das ist, worum es geht.”

“Und diese Gravur, das ist Code?” fragte Djishin, den Monolith bewundernd.

Die Nonnen sahen sich an. “Eines Tages werden sie alle kennen, so wie 20 GOTO 10. Doch sagt uns: Seid Ihr ein Software-Entwickler?”

“Ich bin mir nicht mehr sicher,” antwortete Djishin, der nun vollends konfus war.

An diesem Moment war der junge Mönch erleuchtet.

Qi’s Kommentar

Ironischerweise hat die Monade immer mindestens einen Seiteneffekt: Sie macht, dass ich mich wie ein Idiot fühle.

Qi’s Gedicht

Der Bildschirm schwarz, und jedes Semikolon flieht in alle Ecken, stürmisch weh’n die Daten Doch wenn der Sturm verzogen—wie man sieht—die Ruhe ist in Rätseln nur zu raten.

* Anm. des Übersetzers: Das Original-/AND/-Gate ist ein Wortspiel, denn Gate ist sowohl ein Tor als auch eine elektronische Schaltung