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Meisterin Suku und ihre drei Lehrlinge waren mehrere Tage durch bewuchertes Sumpfland gewandert, auf der Suche nach einem Tempel in dessen Mitte. Die dick-feuchte Luft hatte schon lange jeden Wunsch nach Konversation zum Verstummen gebracht. Viele Stunden lang war das einzige Geräusch das Summen von Mikro-Drohnen und die schmatzenden Schritte der Gruppe. Schließlich erreichten sie einen windschiefen Verhau auf Stelzen, in dem nur die Äbtissin und ein Dutzend Novizen wohnten. “Der Ertrinkende Tempel ist auf jede erdenkliche Art arm,” sagte die Äbtissin. “Unsere Investitionen sind derzeit unter Wasser, und die Durchschnittsnote unserer Novizen ist eben noch eine Vier. Doch nennt Euren Preis für einen Vortrag, und wir werden sehen, was wir tun können.” “Wir handeln nur in Wissen,” sagte Suku. “Lasst Euren Tempel am ersten Tage vortragen und wir werden am Tag darauf folgen.” “So sei es,” sagte die Äbtissin. “So räumt uns einen Platz zum Schlafen auf dem Boden,” sagte Suku. “Ab nächsten Morgen werden wir voneinander lernen.” Als alle Vorbereitungen getroffen waren und die letzte Laterne gelöscht war, flüsterte Suku’s ältester Lehrling: “Meisterin, was können uns diese Leute lehren?” Suku zeichnete ein ࢝ auf den durchweichten Dielen, ließ sich wieder auf ihre Matte fallen und schloss die Augen. Am ersten Tag, Suku und ihre Lehrlinge saßen geduldig während die Novizen des Ertrinkenden Tempels von ihrem Tun und Forschen berichteten. Wie er erwartet hatte, hörte Sukus ältester Lehrling nichts, was er nicht schon wusste. Tatsächlich fand er einige Praktiken des Ertrinkenden Tempels derart absurd, dass er sein Lachen durch ein vorgetäuschtes Husten unterdrücken musste, das er auf eine seltene Pollen-Allergie schob. Am zweiten Tag sprach Sukus ältester Lehrling zwei volle Stunden lang über die überlegenen Praktiken seines eigenen Tempels. Doch er fand sich so belagert von Einwänden des Ertrinkenden Tempels, dass er beinahe frustriert herausgegangen wäre. Schlimmer noch, einige Novizen des Tempels hatten sich offenbar mit seiner Allergie angesteckt. In dieser Nacht fragte Suku ruhig ihren ältesten Lehrling, was er von den Novizen gelernt habe. Der älteste Lehrling zeichnete das ࢝ der lehren Menge auf die durchweichten Dielen, ließ sich auf seine Matte fallen und schloss die Augen. Suku gab ihm eine Ohrfeige und stellte ihre Frage den anderen Lehrlingen. Der zweite Lehrling antwortete, “Unser Ältester weiß, zu maßregeln, aber nicht zu überzeugen.” Der dritte Lehrling antwortete, “Unser Ältester wünscht, andere zum Akzeptieren zu bringen, doch er vergaß, sie erst ablehnen zu heißen.” “Exzellent,” sagte Suku. “Einige von uns haben gelernt, also ist unsere Gebühr gezahlt.” Sie griff den Zeigefinger des ältesten Lehrlings, und sagte ihm: “Du sprichst zu Deinesgleichen als wären sie leere Register, die warten mit den Bits Deiner Weisheit gefüllt zu werden. Unsere Welt mag trocken und digital sein, doch sie baut auf Wetware auf, die weich und irrational ist und leicht überhitzt. Du kannst ein Hirn nicht von Null zu Eins schalten, indem Du nur die Eins preist. Du musst von der Null starten, ihre Vorzuge anerkennen, ihre Fehler betrachten, die Hörer mahnen, über sie hinaus zu blicken. Um die Null gegen die Eins zu wiegen, muss der Hörer beide im Kopf haben. Nur wenn er die Eins frei gewählt hat, wird er die Null aufgeben. Immer noch seinen Zeigefinger haltend, zeichnete Suku langsam eine Null auf die Dielen, und eine Eins durch ihre Mitte. Das Symbol neu betrachtend, ward der älteste Mönch gebessert. Übersetzt von Andre Bogus. Ein Auszug aus The Codeless Code, von Qi (qi@thecodelesscode.com). Lizensiert unter der Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License. |