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Fall 29

Goldfische

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Jedem neuen Novize, der vorgibt, Weisheit zu suchen, wird empfohlen, Meister Bawan zu finden und zu fragen: “Wie wurde die alte verschlagene Frau Jinyu Äbtissen über alle Orden und Anliegen?”

Meister Bawan wird daraufhin dem Novizen mit einer Schaufel den Hintern versohlen, und ihn anweisen, in der nächsten Nacht zurückzukehren und erneut zu fragen. In diesem Fall werden die gleichen Prügel folgen, ebenso die Anweisung, zurückzukommen, bis der Novize erleuchtet ist.

Die Chronik erzählt uns dies:

Als die verehrte Jinyu eine Nonne von fünfundzwanzig Lenzen war, wendete sich der Abt ihres Ordens an sie und einen gleichaltrigen Mönch.

“Der Imperator wird kommen, den neuen VAX Mainframe zu inspizieren, und würdige Mitglieder diverser königlicher Kommittees zu wählen,” sprach der Abt. “So wünschen wir, Seine Exzellenz mit allen Facetten unseres Tempels zu beeindrucken. Die Karpfenteiche sind leblos und mit Seegras überwuchert. Jeder von Euch wird sich einen Teich vornehmen, ihn reinigen und sorgen, dass jeden Morgen neue Fische zur Erbauung seiner Exzellenz schwimmen.”

Der Mönch übernahm den nördlichen Teich. Das stehende grüne Wasser taugte für nichts Lebendes, also nahm er ein Joch mit zwei Eimern und trug es bis zum letzten Tropfen weg. Dann schrubbte er die Flechte von den Steinen, jätete das Unkraut und brachte Eimer um Eimer frischen Wassers aus dem Tempelbrunnen. Nach einer Woche tummelten sich rote und goldene Karpfen im Teich, die der Mönch aus eigener Tasche bezahlt hatte.

Inzwischen lag der südliche Teich unangetastet, und die junge Jinyu war nirgends zu finden.

Der Besuch des Imperators nahte, als der Abt nach der Nonne schickte. Jinyu trat vor ihn, und er schlug ihr aufs Ohr. “Verliert der Imperator das Vertrauen in unseren Tempel, wird unser IT-Dienstleistungsvertrag nicht als einziges ein vorzeitiges Ende finden.”

Jinyu verbeugte sich. “In zwei Tagen wird alles wie angeordnet sein.”

Am folgenden Tag ging der Abt zum nördlichen Teich, in dem sich nun schwarze und weiße Karpfen tummelten—erneut vom Mönch am Markt in der Stadt gekauft. Doch der südliche Teich war unverändert. Der Abt fand Jinyu, die sich unter einem Zypressenbaum ausruhte, und schlug ihr erneut aufs Ohr.

Jinyu verbeugte sich abermals. “Morgen früh wird alles wie angeordnet sein.”

Am nächsten Tag ging der Abt erneut zum nördlichen Teich, der nun fast vor gestreiften und gepunkteten Karpfen barst. Doch der Zustand des südlichen Teich hatte sich verschlechtert: Der ihn umgebende hübsche Garten war nun umgegraben, und inmitten der Zerstörung stand Jinyu mit ihrer Schaufel.

Der Abt schlug ihr aufs Ohr. “Erkläre Dich!” forderte er.

Die Nonne drehte nur stumm ihre Schaufel, die in einen Pfropf am Rande des Teichs steckte. Dahinter war ein Graben, den Jinyu den ganzen Weg zum Fluss unterhalb des Tempels gegraben hatte. Nun floss das zuvor stehende Wasser aus dem Teich den Graben hinab.

Dann öffnete Jinyu mit ihrer Schaufel einen weiteren Graben am oberen Ende des Teichs, der das Wasser eines Gebirgsbachs herab leitete. Das Wasser rauschte in den Teich und hinab, wusch die Steine und riss die Flechte hinweg. Im dunklen klaren Wasser konnte man rote und goldene Flecken sehen.

- - -

So wurde Jinyu erwählt, das Erhabene Subkomittee für Automatisiertes Testen zu leiten.

Und sollte jemand diese Erzählung anzweifeln, soll er zuerst Java-Meister Bawan suchen und ihm die rituelle Frage stellen.